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Händigkeit und Gesamtentwicklung
Abstract: Die vorliegende Diplomarbeit geht der zentralen Frage nach, ob Unterschiede zwischen der Händigkeit (klassifiziert nach LinkshänderInnen / BeidhänderInnen / RechtshänderInnen) und der Gesamtentwicklung von Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren existieren. In den vergangenen Jahren wurden viele Untersuchungen zur Händigkeit in Bezug auf die Entwicklung angestellt – diese betrafen hauptsächlich Teilbereiche der Entwicklung, im Besonderen die Sprache, Feinmotorik, Visumotorik und Raumlagewahrnehmung – und zeigten großteils Vorteile auf Seiten der RechtshänderInnen hinsichtlich der erwähnten Fähigkeitsdimensionen. Im theoretischen Teil dieser Arbeit erfolgt eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema Händigkeit. Nach einer kurzen hirnanatomischen Einführung und der Erklärung der funktionellen Unterschiede der beiden Hemisphären erfolgt über die Darstellung des Lateralitätsbegriffs schließlich eine Überleitung zum Kerngebiet: der Händigkeit. Schließlich werden sprachliche Attributionen für die beiden Seiten links und rechts und deren religiöse Wurzeln bzw. deren Verwendung im Volksmund behandelt, bevor mögliche Definitionen der Händigkeit erläutert werden. Es folgen eine Beschreibung der Erscheinungshäufigkeit der verschiedenen Händigkeitsgruppen in der Bevölkerung sowie ein geschlechtsspezifischer Vergleich. Anschließend werden Überlegungen zur Entstehung der Händigkeit angestellt und genetische Theorien von Annett und McManus sowie nicht-genetische Theorien (dazu zählen die Umwelttheorie, pathologischen Modelle, Zwillingsforschung und biologischen Asymmetrien) behandelt. Zur Beschreibung der diagnostischen Verfahren für die Ermittlung der Händigkeit wird vorab eine Unterteilung in Präferenzdominanz und Leistungsdominanz diskutiert und auch auf die unterschiedliche Entwicklung dieser beiden Aspekte eingegangen. In den Ausführungen zur Diagnostik der Händigkeit wird ein Überblick über Erhebungsmethoden gegeben. Zentral ist im theoretischen Teil abschließend die Darstellung von Studienergebnissen zum Vergleich der Händigkeit mit der Gesamtentwicklung, wobei insbesondere Entwicklungsvariablen im Störungskontext, Handkonsistenz im Kontext mit Entwicklungsvariablen sowie Händigkeit im Kontext mit verschiedenen Entwicklungsvariablen erläutert werden. Im empirischen Teil dieser Arbeit wird die Untersuchung näher ausgeführt. Für die Studie der vorliegenden Arbeit wurden 165 Kinder im Alter von 4;0 bis 5;11 Jahren in Kindergärten in Wien untersucht. Zur Überprüfung der Entwicklung der Kinder wurde der Wiener Entwicklungstest (WET) und für die Ermittlung der Handpräferenz der Handpräferenztest (HAPT 4-6) vorgegeben. Die in vielen Studien beschriebenen Prozentsätze der Linkshändigkeit von 8-10% konnten in der Erhebung gut belegt werden. Zudem zeigten sich, wie erwartet, mehr linkshändige Jungen als Mädchen. Die drei unterschiedlichen Erhebungsmethoden zur Händigkeit zeigten eine hohe Konkordanz in der Zuordnung zu den Händigkeitsgruppen. Im Elternurteil formulierten manche Eltern selbstständig eine Kategorie der Beidhändigkeit. Fraglich ist daher, wie viele Eltern diese Kategorie, wenn sie denn zur Auswahl gestanden wäre, gewählt hätten. Die Verteilung der Händigkeit laut Elternurteil über die Altersgruppen (4;0-4;5, 4;6-4;11, 5;0-5;5 und 5;6-5;11) zeigte eine Gleichverteilung bei den RechtshänderInnen und eine annähernde Gleichverteilung bei den LinkshänderInnen. Bei der Untersuchung der Effekte zwischen der Händigkeit und der Gesamtentwicklung wurden drei unterschiedliche Aspekte zur Beurteilung der Händigkeit betrachtet: die Händigkeit laut Elternurteil, laut Handpräferenztest und nach der Zuteilung in stark lateralisierte Kinder. Für die Analysen wurden die Händigkeitsgruppen mit den Gesamtentwicklungsscores und den Scores in den verschiedenen Fähigkeitsdimensionen der Entwicklung in Beziehung gesetzt. In allen drei Händigkeitsgruppen ergaben sich auf beiden Auswertungsebenen keine signifikanten Ergebnisse in Bezug auf die Entwicklung der Kinder. In Hinblick auf die Gesamtentwicklung deckt sich das Ergebnis mit einer ähnlichen Studie, in welcher dieselben Verfahren zur Erhebung verwendet wurden. Im Widerspruch steht das Ergebnis der Studie jedoch auf Ebene der Fähigkeitsdimensionen mit Studien, welche von einem Vorteil zugunsten der RechtshänderInnen in den Fähigkeitsdimensionen der Feinmotorik, Visumotorik, Sprache und in den visuell-räumlichen Fähigkeiten berichten. Es liegt die Vermutung nahe, dass die kleine Stichprobe der Links- und BeidhänderInnen zu den durchwegs nicht signifikanten Ergebnissen geführt haben könnte. Andererseits sprechen die nicht signifikanten Ergebnisse aber auch die Erfüllung des Testgütekriteriums der Fairness beim Wiener Entwicklungstest. Die Ergebnisse der Arbeit sollen daher einen Anstoß dazu geben, eine größere Anzahl an Kindern in den Teilstichproben der Links- und BeidhänderInnen zu erheben, um zufrieden stellende Aussagen in den Analysen treffen zu können. Zudem wären Längsschnittstudien wünschenswert, um die Handpräferenzentwicklung hinsichtlich ihrer Stabilität zu verfolgen. Die Frageformulierung zur Händigkeit in der Elternbeurteilung sollte außerdem eine dritte Antwortkategorie der Beidhändigkeit nicht auslassen. Abschließend zeigt sich ein Bedarf an Studien zur Handkonsistenz, welche wiederholt an denselben Tätigkeiten ermittelt wird. ; The aim of this study was to analyse possible differences between handedness and overall development of children aged between four and six. For this purpose, a study with 165 children of the ages 4;0 and 5;11 was conducted in Viennese kindergartens. The handedness of the children was assessed with the newly developed Hand Preference Test (HAPT 4-6, Bruckner et al., in press), via a questionnaire given to the parents and an observation of the hand used to draw. In order to appraise the stage of development of the children the Viennese Developmental Test (WET, Kastner-Koller & Deimann, 2002) was used. The test not only serves a general value for the level of development but also provides data for a wide array of skills for the various developmental functions. In the appraisal, three different aspects of the assessment of handedness have been considered: The handedness according to the parents, the handedness according to the Hand Preference Test as well as the handedness according to strongly lateralized children. Examinations of handedness in relation to overall development, as well as to the developmental skills (motor functions, visual perception / visual motor function, learning and memorization, cognitive functions, linguistic and emotional functions) showed no significant differences between left-handers, ambidexters and right-handers. Regarding the children’s general development, the findings correspond with another study. While the results related to the developmental skills were surprising due to the disadvantages of left-handers in fine and visual-motor skills, visual-spatial skills and linguistic skills have been expected from other studies. One is inclined to presume, that the very low numbers of left-handers and ambidexters in this study have led to the divergent results. On the other hand the non-significant results argue for a fulfilled test criteria of fairness in the Viennese Developmental Test. The findings therefore are supposed to motivate further studies with a larger number of left-handed and ambidextrous children to prove a satisfying analysis. In addition, more longitudinal studies concerning the development of hand preference would be desirable in consideration of stability. Furthermore the questionnaire for the assessment of handedness given to the parents should contain ambidexterity as another category of response. In the end there is also a lack of studies that examine consistent hand use, which should be measured repeatedly for the same activities.
Keyword: 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines; 77.55 Kinderpsychologie; 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges; Händigkeit / Gesamtentwicklung; handedness / overall development
URL: http://othes.univie.ac.at/9312/
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