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Perception of learner errors and non-standard features in the native and non-native language: evaluation vs. processing cost
Ilin, Natalia [Verfasser]; Kortmann, Bernd [Akademischer Betreuer]; Konieczny, Lars [Akademischer Betreuer]. - Freiburg : Universität, 2017
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Perception of learner errors and non-standard features in the native and non-native language: evaluation vs. processing cost
Ilin, Natalia. - 2017
Abstract: Main Findings and Claims: 1. The approach to studying errors (or breaches of the code) has changed in the last 20 years, but the perception by lay people and the interest of non-linguists remained the same. In my study, old questions are researched with new tools. 2. Error hierarchies are useless. Instead, reactions to errors can be predicted based on the effects of several factors in individual cases. 3. Error evaluations (elicited by questionnaires) correlate with the error processing cost (elicited by eye-tracking) not more than 40%. 4. Lower evaluations are not necessarily determined by greater processing costs. Some ‘unacceptable’ errors are easily processed, and other well-acceptable items are looked at much longer. 5. The eye movement method is limited because it does not explain why people are looking longer. Eye-trackers should be synchronized at least with ERP. 6. Important findings: 1) reading times increase primarily for surface-level errors (not pragmatics or tense-aspect inconsistencies); 2) the higher the frequency of the defective items, the greater the processing cost; 3) native speakers incline towards top-down reading, while learners tend to bottom up decoding; 4) learners are sensitive to errors only within small distances; 5) there are no significant differences in reactions across L1 varieties. ; Fehlerwahrnehmung in Mutter- und Fremdsprache: Bewertung vs. Verarbeitungsaufwand Die Studie erforscht die Wahrnehmung von Lernerfehlern und umgangssprachlichen Merkmalen durch ein psycholinguistisches Blickbewegungsexperiment. Die Haupthypothese ist die folgende: je länger man den Fehler verarbeiten muss, desto gravierender wird er bewertet. Seit den 1960er Jahren wird die Reaktion auf Lernersprache innerhalb der Fehleranalyse untersucht. Man hat herausgefunden, dass Englischmuttersprachler die Verständlichkeit und Textorganisation für am wichtigsten halten, während solche Nichtmuttersprachler, die auch Lehrer sind, vor allem die Einhaltung der grammatischen Regeln beachten. Einige Forscher haben auch Hierarchien von Fehlertypen vorgeschlagen, die als universal gelten sollten. Allerdings hat die Reihenfolge der Fehlerkategorien in den Hierarchien oft gewechselt, und es gibt bis heute keine Einigung darüber, ob zum Beispiel lexikalische oder grammatische Fehler am schwersten wiegen. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Faktoren, die Fehlergravität bestimmen können, einzeln zu betrachten und ihre Wirkung herauszufinden. Die Daten wurden in einem Eyetracking-Experiment gesammelt, in dem 32 Englischmuttersprachler und 24 Nichtmuttersprachler aus Deutschland 330 Sätze mit Fehlern im Englischen und ihre korrigierten Kontrollsätze im Labor gelesen haben. Im ersten Teil des Experiments wird untersucht, ob die Lesezeiten sich erhöhen entsprechend der größeren Distanz zwischen dem Verb und dem Zeitadverbial, das auf die Verbform nicht abgestimmt ist. Im Englischen können Handlungen in der Vergangenheit durch Verbformen im Simple Past (SP) oder im Present Perfect (PP) bezeichnet werden. In der Standardvarietät werden diese Zeitformen mit bestimmten Adverbialen benutzt, wie in folgenden Beispielen: (1) a. SP, richtig: I found good books last year and I can recommend you some. b. SP, falsch:*I found good books lately and I can recommend you some. c. PP, richtig: I’ve found good books lately and I can recommend you some. d. PP, falsch: *I’ve found good books last year and I can recommend you some. Die eigene Korpusstudie bestätigt, dass der Anteil der „falschen“ Adverbiale sehr gering ist (0,45% mit SP und 11,14% mit PP). In der Bewertungsstudie von Elsness (1997) haben Teilnehmer aus Großbritannien und aus den USA Sätze wie I have seen John yesterday und I have seen Mary last night sehr niedrig (d.h. als nicht akzeptabel) beurteilt. Allerdings wurden falsche Adverbiale im Leseexperiment weder von den Englischmuttersprachlern noch den deutschen Lernern länger verarbeitet. Dabei hat sich auch der Effekt der Distanz nicht gezeigt. Die Lesezeiten waren aber signifikant höher, wenn die falschen Adverbiale mit häufigen Verbformen benutzt wurden (beispielweise be, say, get, come, go, make im SP und be im PP). Dieser Effekt bedeutet, dass je häufiger (i.S.v. Tokenfrequenzen) das vom Fehler betroffene Wort ist, desto länger wird der Fehler verarbeitet. Im zweiten Teil des Blickbewegungsexperiments wurden 281 Sätze mit unterschiedlichen Fehlertypen gelesen. Die Ergebnisse weisen nach, dass Fehler einen signifikanten Zeitaufwand und Rücksprünge verursachen sowie die Verarbeitung von den weiteren Wörtern im Satz verlangsamen. Am Anfang des Experiments machten die Teilnehmer signifikant häufigere und längere rückwärtsgerichtete Sakkaden. Zum Ende des Lesevorgangs (ca. 50 Minuten) sind sie dagegen immer seltener und kürzer zurückgesprungen, wobei allerdings die Verarbeitungszeiten im ersten Lesedurchgang stets zugenommen haben. Offensichtlich passen die Teilnehmer ihr Leseverhalten so an, dass sie Fehler sofort nach der Begegnung reparieren und sich ungern die vorangegangenen Satzteile noch einmal anschauen. Das Leseexperiment hat bestätigt, dass man in der Muttersprache (L1) signifikant schneller liest als in der Fremdsprache (L2). Das wird dadurch erklärt, dass L2-Lerner mehr Ressourcen einbeziehen müssen, mehr Prozesse kontrollieren, die in L1 automatisiert sind, und dadurch ihr Arbeitsgedächtnis anstrengen. Muttersprachler haben die Regionen viel mehr in korrekten Sätzen übersprungen und haben das Springen reduziert, wenn es einen Fehler gab. Nichtmuttersprachler haben immer sehr detailliert gelesen und kaum übersprungen. Die Lerner haben auch besonders stark auf umgangssprachliche Merkmale reagiert; für die Muttersprachler waren allerdings Lernerfehler schwerer zu verarbeiten. Insgesamt korrelieren die Verarbeitungszeiten der L1- und L2-Sprecher zu 48%, was heißt, dass Mutter- und Nichtmuttersprachler oft unterschiedlich lange Zeiten brauchen, um gleiche Fehler zu verarbeiten. Die Ergebnisse unterstützen die „Hypothese der flachen Struktur“ (Clahsen und Felser 2006a), nach der die Verarbeitung in der Fremdsprache eine kürzere Spanne und flachere Tiefe aufweist im Vergleich mit der Verarbeitung in der Muttersprache. Was die Spanne in der Fehlerwahrnehmung angeht, zeigt die statistische Analyse, dass Muttersprachler auf Items mit einer Distanz bis zu 6 Wörtern zwischen den Elementen des Fehlers reagiert haben. Die Lerner konnten aber nur die Fehler mit kurzen Distanzen (bis zu 3 Wörtern) erkennen. Es hat sich in Bezug auf die Tiefe der Satzanalyse ergeben, dass die Muttersprachler sich in früheren Wahrnehmungsphasen eher auf komplexe Syntaxkonstruktionen konzentrieren, um die volle Satzstruktur analysieren zu können. Im Gegensatz dazu beschäftigen sich Nichtmuttersprachler in früheren und auch späteren Zeitmaßen mehr mit einfachen morphologischen Konstruktionen. Die Unterschiede zwischen der L1- und L2-Verarbeitung können anhand der Wahrnehmung des folgenden Satzes (2a) illustriert werden. (2) a. *The man I met’s girlfriend is a real beauty. b. The girlfriend of the man I met is a real beauty. Der Zeitaufwand für die Verarbeitung des Items 2a (im Vergleich mit 2b) betrug für die Nichtmuttersprachler 665 Millisekunden (Rang 2 von 282, d.h. der zweitschwerste Fehler). Für die Muttersprachler betrug der Zeitaufwand dagegen nur 124 ms (Rang 121). (Im Durchschnitt waren die Nichtmuttersprachler bei korrekten Items nur um ca. 200 ms verzögert.) Wenn man die tiefe syntaktische Struktur in L1 kalkuliert, wird es klar, dass das Genitiv ‘s an die erweiterte NP angehängt ist, die einen Relativsatz einschließt. Allerdings wenn man in der L2 oberflächlich, d.h. durch das Verhältnis zwischen den angrenzenden Wörtern, geführt wird und in (2a) zu met’s kommt, wird das Verständnis deutlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Die Mutter- und Nichtmuttersprachler haben den Satz 2a auch unterschiedlich beurteilt. Mit der Bewertung 2,64 (max. 5,0) hat dieser Satz in L1 Rang 28 (von 50) bekommen, wohingegen die Bewertung in L2 viel niedriger war (1,57 – Rang 6). Der dritte Teil des Experiments präsentiert eine fragebogenbasierte Studie, bei der die ausgewählten Sätze mit umgangssprachlichen Merkmalen nach Akzeptabilität bewertet wurden. Das hat ermöglicht, die Korrelation zwischen der fast unbewussten Fehlerwahrnehmung im Leseexperiment und der bewussten Beurteilung festzustellen. Sie liegt bei ca. 40% sowohl für Lernerfehler als auch für L1-Merkmale. Konkreter für umgangssprachliche Merkmale korreliert der Zeitaufwand und die Bewertung bei Muttersprachlern zu 0,36 und bei Nichtmuttersprachlern zu 0,41. Gleichzeitig korrelieren die Lesezeiten in L1 und L2 zu 0,46, aber die Bewertungen stimmen zu 0,85 überein. Das zeigt, dass Mutter- und Nichtmuttersprachler gemeinsames Wissen über die Grammatikalität teilen, während die Verarbeitung für das Verständnis oft unterschiedlich verläuft. Diese mäßige Korrelation von ca. 40% zwischen der Verarbeitung und Bewertung spricht dafür, dass wahrscheinlich soziale Faktoren in der Fehlerwahrnehmung nicht weniger wichtig sind als die Prozessierungsschwierigkeiten. Folglich kann die Ausgangshypothese (also dass länger verarbeiteten Fehler auch als gravierender bewertet werden) nicht bestätigt werden. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Übertretung der Grammatik der Standardvarietät für die Verarbeitung nicht unbedingt schwierig ist bzw. dass Leser auf solche Abweichungen von der Norm länger schauen, die sie nicht unbedingt als falsch bewerten.
Keyword: Anglistik; Blickbewegung; Fehleranalyse; Fremdsprachenlernen; Kognitionswissenschaft; Spracherwerb
URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:25-freidok-150569
https://doi.org/10.6094/UNIFR/15056
https://freidok.uni-freiburg.de/data/15056
https://www.freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/15056
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